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28.01.2013 Wie die Ant­ark­tis zum wei­ßen Kon­ti­nent wur­de

Ver­wit­te­rung von Ant­ark­ti­schem Ge­stein lässt die Kon­zen­tra­ti­on des Kli­ma­ga­ses CO2 in der At­mo­sphä­re sin­ken
 
Wie die Antarktis zum weißen Kontinent wurde

Verwitterung von Antarktischem Gestein lässt die Konzentration des Klimagases CO2 in der Atmosphäre sinken

Vor 34 Mil­lio­nen Jah­ren ge­dieh in der Ant­ark­tis noch ein üp­pi­ger Wald mit Bu­chen und Palm­far­nen. In­ner­halb der geo­lo­gisch sehr kur­zen Zeit von 200 000 Jah­ren kühl­te die Erd­at­mo­sphä­re dras­tisch ab, und die Ant­ark­tis wur­de zu dem eis­be­deck­ten Kon­ti­nent, wie wir ihn heu­te ken­nen. Die­se tief­grei­fen­den kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen hän­gen mit Ver­wit­te­rungs­pro­zes­sen auf dem ant­ark­ti­schen Fest­land zu­sam­men. Über die Ur­sa­chen die­ser Pro­zes­se be­rich­ten jetzt For­scher von der Max-Planck-For­schungs­grup­pe Ma­ri­ne Iso­to­pen­geo­che­mie an der Uni­ver­si­tät Ol­den­burg und von der Uni­ver­si­tät Flo­ri­da in der Zeit­schrift Na­tu­re Geo­sci­ence.

Dr. Chan­dra­nath Ba­sak und Dr. El­len Mar­tin fan­den nun her­aus, dass die Ver­wit­te­rung von ver­schie­de­nen ant­ark­ti­schen Ge­stei­nen zur Kli­ma­ver­än­de­rung beim Über­gang vom Erd­zeit­al­ter Eo­zän zum Oli­go­zän bei­ge­tra­gen hat. Sie un­ter­such­ten Tief­see­se­di­men­te, die aus ei­nem groß an­ge­leg­ten Pro­gramm für wis­sen­schaft­li­che Oze­an­boh­run­gen (Ab­bil­dung 1) stam­men und schlie­ßen aus ih­ren Er­geb­nis­sen auf Ver­wit­te­rungs­pro­zes­se auf dem ant­ark­ti­schen Kon­ti­nent. Als Fol­ge da­von ging die Kon­zen­tra­ti­on des Kli­ma­ga­ses Koh­len­di­oxid so­weit zu­rück, dass es zu ei­ner Ab­küh­lung des Kli­mas und dem dar­auf fol­gen­den Auf­bau der Eis­de­cke kam.

Wenn Ge­stein ver­wit­tert, lö­sen sich da­bei che­mi­sche Ver­bin­dun­gen, die das Meer­was­ser ver­än­dern, und die Rück­stän­de en­den frü­her oder spä­ter auf dem Bo­den des Oze­ans. Wis­sen­schaft­ler kön­nen aus die­sen Se­di­men­ten, die über vie­le Jahr­mil­lio­nen ab­ge­la­gert wur­den, be­son­de­re Er­eig­nis­se der Erd­ge­schich­te “ab­le­sen“ (Ab­bil­dung 2). Dazu nut­zen sie be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten in der Zu­sam­men­set­zung des Se­di­ments, an­hand de­rer sie Pro­zes­se in der Ver­gan­gen­heit nach­voll­zie­hen kön­nen. Dr. Ba­sak und Dr. Mar­tin ha­ben Blei­iso­to­pe ana­ly­siert und ei­nen neu­en An­satz ent­wi­ckelt, mit der sie die Ver­wit­te­rung von Ge­stein in der Ver­gan­gen­heit be­stim­men kön­nen. „Mit die­ser Me­tho­de kön­nen wir sa­gen, ob Se­di­men­te durch che­mi­sche Ver­wit­te­rung, also durch die Ver­än­de­rung durch che­mi­sche Pro­zes­se, oder durch phy­si­ka­li­sche Ver­wit­te­rung, bei­spiels­wei­se durch den Ab­trag durch Glet­scher ent­stan­den sind“, sagt Dr. Ba­sak. So konn­ten sie nach­wei­sen, dass kar­bo­na­thal­ti­ges Ge­stein ver­wit­ter­te, als sich die Eis­de­cke bil­de­te. Che­mi­sche Ver­än­de­run­gen im Meer­was­ser und eine dar­aus fol­gen­de ver­mehr­te Ab­la­ge­rung von Kar­bo­na­ten wa­ren ver­mut­lich die Aus­wir­kun­gen. Die­sen Pro­zess kann man als „Ent­säue­rung“ ver­ste­hen, im Ge­gen­satz zur Oze­an­ver­saue­rung, die heut­zu­ta­ge statt­fin­det.
Chan­dra­nath Ba­sak sagt: „Es ist nicht ein­fach, die Pro­zes­se, die vor Mil­lio­nen von Jah­ren zur Kli­ma­ver­än­de­rung an der Gren­ze vom Eo­zän zum Oli­go­zän ge­führt ha­ben, zu re­kon­stru­ie­ren. Den­noch glau­ben wir, mit un­se­rer Ar­beit ei­nen wich­ti­gen Bei­trag zum Ver­ständ­nis die­ser Über­g­angs­zeit zu lie­fern.“

Weitere Informationen:

Dr. Chan­dra­nath Ba­sak, cba­sak@mpi-bre­men.de Te­le­fon: 0441 798 3359

Pressesprecher:

Dr. Rita Dun­ker rdun­ker@mpi-bre­men.de Te­le­fon 0421 2028 856
Dr. Man­fred Schlös­ser mschloes@mpi-bre­men.de Te­le­fon 0421 2028 704

Beteiligte Institute:

Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
Max-Planck-Forschungsgruppe für Marine Isotopengeochemie
In­sti­tut für Che­mie und Bio­lo­gie des Mee­res an der Uni­ver­si­tät Ol­den­burg, Ol­den­burg

Uni­ver­si­ty of Flo­ri­da, De­part­ment of Geo­lo­gi­cal Sci­en­ces, Gains­vil­le, USA

Originalveröffentlichung:

Ba­sak, C. and Mar­tin, E.E. (2013). Ant­arc­tic wea­the­ring and car­bo­na­te com­pen­sa­ti­on at the Eo­ce­ne-Oli­go­ce­ne tran­si­ti­on. Na­tu­re Geo­sci­en­ces, ad­van­ced on­line Pu­bli­ca­ti­on.
Doi: 10.1038/​NGEO1707
Abbildung 1: Die „Joides Resolution“, das Bohrschiff des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) nahm Bohrkerne des Tiefseebodens im südlichen Ozean. Bild: IODP USIO.
Abbildung 2: In Bohrkernen wie diesem können Forscher anhand von bestimmten Eigenschaften des Sediments das Klima in vergangenen Erdzeitalten rekonstruieren. Foto: K. Pahnke.
 
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