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Durchbruch in der wissenschaftlichen Bildgebung: Neue Methode zur Messung der Lumineszenzlöschung

16.10.2024

Forschende des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung und der Universität Kopenhagen entwickeln eine innovative Methode zur Messung von Lumineszenzlöschung. Die einfach anzuwendende Technik nutzt marktübliche, kostengünstige Instrumente und ermöglicht so umfassende Untersuchungen der chemischen Prozesse in ökologischen und biologischen Systemen. So lässt sich beispielsweise die Sauerstoffdynamik mit wesentlich höherer zeitlicher und räumlicher Genauigkeit als bisher erfassen.

Nehmen wir als Beispiel Sauerstoff: Er ist ein zentrales Molekül des Lebens. Seine Wege detailliert zu verfolgen ist daher unverzichtbar, um die Dynamik von Ökosystemen zu verstehen. Optische Sensoren, die lumineszierende Farbstoffe verwenden, werden seit Langem zur Abbildung des Sauerstoffgehalts im Meer eingesetzt. Sauerstoff verkürzt die Dauer des Leuchtens der Farbstoffe, die somit Rückschlüsse auf die Sauerstoffkonzentration ermöglichen. Bislang waren für die Messung der Lumineszenzlöschung jedoch teure Spezialgeräte erforderlich, so dass die Technik für viele Forschungs- und Industrieanwendungen unerschwinglich war. Ein Team von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung und der Universität Kopenhagen hat in Zusammenarbeit mit internationalen Partnerinnen und Partnern nun eine zukunftsweisende Methode zur Darstellung der Löschung von Lumineszenzsignalen entwickelt. Die bahnbrechende Technik ermöglicht Hochgeschwindigkeitsmessungen der Lumineszenzabklingzeit, mit weitreichenden Konsequenzen auf Anwendungsbereiche der optischen Sensorik und chemischen Bildgebung. Die Ergebnisse erscheinen nun im Fachjournal ACS Sensors.

Lumineszenz-Lebensdauer-Messung für jedermann

„Unsere neue integrierte Methode ermöglicht es Forschenden, Lumineszenzlöschung einfach und mit handelsüblichen Kamerasystemen zu bestimmen“, erklärt Soeren Ahmerkamp, der die Arbeiten am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen und am Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde durchführte. Eine Technik namens Frame-Straddling erlaubt es, kurze Lichtblitze mit einem präzisen Kameratiming zu synchronisieren, so dass zwei Bilder aufgenommen werden: Eines, das den anfänglichen Lichtblitz aufzeichnet, und ein weiteres, das den anfänglichen Lichtblitz und das länger anhaltende Nachleuchten misst. Aus der Differenz zwischen diesen Bildern lässt sich die integrierte Lumineszenz-Lebensdauer ablesen, sie liefert so eine genaue Ablesung auf Zeitskalen unter einer Millisekunde.

„Wir schaffen eine zugängliche Möglichkeit, Lumineszenz-Lebensdauern zu messen, was gemeinhin als Goldstandard in der optischen Sensorik gilt“, sagt Michael Kühl von der Universität Kopenhagen, Dänemark. „Mit der Frame-Straddling-Methode, die ursprünglich für Hochgeschwindigkeits-Durchflussmessungen entwickelt wurde, haben wir eine Technik gefunden, die mit einer Vielzahl handelsüblicher Kameras genutzt werden kann. Dadurch können mehr Labore hochauflösende Lebensdauermessungen durchführen.“

Der Aufbau der neuen Methode zur Messung der Lebensdauer von Lumineszenzfarbstoffen, der auf der Frame-Straddling-Technik basiert und eine einfache Umsetzung ermöglicht. (© Soeren Ahmerkamp/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie)
Der Aufbau der neuen Methode zur Messung der Lebensdauer von Lumineszenzfarbstoffen, der auf der Frame-Straddling-Technik basiert und eine einfache Umsetzung ermöglicht. (© Soeren Ahmerkamp/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie)

Neue Möglichkeiten für die chemische Bildgebung

Lumineszenzlöschung einfach und schnell messen zu können, eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die chemische Bildgebung. Forschende können nun die Sauerstoffdynamik mit viel höherer zeitlicher und räumlicher Genauigkeit aufzeichnen. „Wir haben die Dynamik des Sauerstoffs in der Umgebung von Algen innerhalb einer Hundertstelsekunde verfolgt und sichtbar gemacht, wie sich sauerstoffverbrauchende Partikel durch das Wasser bewegen. Das zeigt klar das große Potenzial dieser Methode“, sagt Ahmerkamp. „Diese Methode ermöglicht tiefe Einblicke in die Veränderungen des Sauerstoffs im Meer, von der Skala mikroskopischer Partikel bis hin zu ganzen Ökosystemen.“

Schnellere Fortschritte in Wissenschaft und Industrie

Dieser neue Ansatz kann auch neue Anwendungen in den Umwelt- und Ingenieurwissenschaften und der Biomedizin anregen. Leicht verfügbare hochpräzise Messungen fördern neue experimentelle Ansätze, die das Tempo neuer Entdeckungen in diesen Bereichen beschleunigen.

„Wir wollten den Zugang zu einem leistungsstarken Analyseinstrument demokratisieren“, schließt Ahmerkamp. „Wir sind überzeugt, dass diese Methode es Forschenden möglich machen wird, komplexe chemische Wechselwirkungen einfacher und flexibler als je zuvor zu ergründen.“

Ein Exemplar des Seetangs Fucus serratus und die Sauerstoffkonzentration auf seiner Oberfläche. (© Soeren Ahmerkamp/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie)
Ein Exemplar des Seetangs Fucus serratus und die Sauerstoffkonzentration auf seiner Oberfläche. (© Soeren Ahmerkamp/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie)

Originalveröffentlichung

Beteiligte Institutionen

Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen, Deutschland

Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Warnemünde, Deutschland

Universität Kopenhagen, Dänemark

Universität Aarhus, Dänemark

Universität Uppsala, Schweden

Kontakt

Wissenschaftler

Abteilung Biogeochemie

Dr. Soeren Ahmerkamp

MPI for Marine Microbiology
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

3130

Telefon: 

+49 421 2028-6380

Dr. Soeren Ahmerkamp

Pressereferentin

Dr. Fanni Aspetsberger

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

1345

Telefon: 

+49 421 2028-9470

Dr. Fanni Aspetsberger
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