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Mar­Mic auf See

For­schung und Leh­re an Bord der Ma­ria S. Me­ri­an. Ein Web­log in Fort­set­zun­gen.

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Bremen, 12. September 2006

Für die meis­ten der an­ge­hen­den Mee­res­wis­sen­schaft­ler von der International Max Planck Research School Marmic in Bre­men wird es die ers­te gro­ße wis­sen­schaft­li­che Schiffs­ex­pe­di­ti­on sein. Die neun Stu­den­ten und ihre wis­sen­schaft­li­chen Leh­rer und Tech­ni­ker vom Alfred-Wegener-Institut, der International University Bremen und dem Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie Bre­men wer­den am 20. Sep­tem­ber in Reyk­ja­vik an Bord des neu­en deut­schen Forschungsschiff Maria S. Merian die Ge­wäs­ser zwi­schen Is­land dicht ent­lang des 30 Län­gen­grads bis süd­lich der Azo­ren durch­que­ren. Am 4. Ok­to­ber geht es nach fast drei­tau­send See­mei­len in Lis­sa­bon von Bord.
VISION – ein Pilotprojekt zur Erforschung der mikrobiellen Gemeinschaft im Nordatlantik
So ziem­lich je­der dürf­te den Be­griff „Azo­ren-Hoch“ mit Bil­dern ei­nes war­men Som­mer­ta­ges ver­bin­den. Ganz klar spielt der Nord­at­lan­tik für das Kli­ma in Eu­ro­pa eine Schlüs­sel­rol­le. Die Nord­at­lan­ti­sche Drift – im Volks­mund auch ger­ne der „Golf­strom“ ge­nannt – trans­por­tiert war­me Was­ser­mas­sen bis in den ho­hen Nor­den nahe Spitz­ber­gen und ist we­sent­lich für un­ser ge­mä­ßig­tes Kli­ma in Eu­ro­pa ver­ant­wort­lich. Aber auch im glo­ba­len Strö­mungs­gür­tel spielt der Nord­at­lan­tik eine wich­ti­ge Rol­le: Das Ab­sin­ken von kal­ten und dich­ten Was­ser­mas­sen nörd­lich von Grön­land und Is­land mar­kiert ei­nen wich­ti­gen Punkt im glo­ba­len Was­ser­kreis­lauf.
Ne­ben die­sen phy­si­ka­li­schen Pro­zes­sen sind aber auch die che­mi­schen und bio­lo­gi­schen Ab­läu­fe in der obers­ten Mee­res­schicht von ent­schei­den­der Be­deu­tung für un­ser Kli­ma. Man den­ke nur an die dro­hen­de Erd­er­wär­mung durch er­höh­te Koh­len­di­oxid-Kon­zen­tra­tio­nen in der At­mo­sphä­re. Die­ses Koh­len­di­oxid kann sich im Was­ser lö­sen, wo es wei­ter von Al­gen fi­xiert wird und zum Wachs­tum ge­nutzt wer­den kann. Von den Al­gen wie­der le­ben grö­ße­re Le­be­we­sen. Ein Teil der Al­gen­bio­mas­se stirbt ab, klumpt und sinkt zum Mee­res­bo­den ab und wird so für län­ge­re Zeit­räu­me dem glo­ba­len Koh­len­stoff­kreis­lauf ent­zo­gen. Die­ser auch als "bio­lo­gi­sche Pum­pe" be­kann­te Pro­zess re­du­ziert so­mit den CO2-Ge­halt der At­mo­sphä­re. Wäh­rend der Se­di­men­ta­ti­on wird je­doch ein gro­ßer Teil der vor al­lem aus Zu­cker- und Ei­weiß­po­ly­me­ren be­ste­hen­den Bio­mas­se von Bak­te­ri­en wie­der in sei­ne Be­stand­tei­le zer­legt (mi­ne­ra­li­siert), wo­bei das CO2 wie­der frei­ge­setzt wird.

Wissenschaftliches Ziel der VI­SI­ON-Aus­fahrt ist es nun, die Kopp­lung zwi­schen der Al­gen- Cya­no­bak­te­ri­en­ge­mein­schaft und den Bak­te­ri­en ent­lang der Fahrt­rou­te zu un­ter­su­chen.

- Bestimmt die Zusammensetzung der photosynthetischen Organismen die Zusammensetzung des Bakterioplanktons?

- Verursacht die Dominanz einer bestimmten Alge die zeitgleiche oder nachfolgende Dominanz eines bestimmten Abbauspezialisten?

- Wie hoch ist die Diversität und was ist die Funktion von Bakteriengruppen wie den Planktomyceten und Cytophagales in den verschiedenen ozeanischen Provinzen?

Die Mar­Mic-Stu­den­ten wer­den die­se wis­sen­schaft­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen nach der Aus­fahrt in ih­ren Mas­ter- und Dok­tor­ar­bei­ten wei­ter­be­ar­bei­ten.
Logo der Ausfahrt MSM03 und die Fahrtroute (67 Grad Nord bis 30 Grad Nord)
Was wird berichtet?
Alle drei Tage kann der Be­su­cher die­ser Web­site ei­nen ak­tu­el­len Kurz­be­richt mit Fo­tos her­un­ter­la­den. Die F/​S Me­ri­an hat Sa­tel­li­ten­funk an Bord, mit dem die Be­rich­te als E-Mail über­tra­gen wer­den kön­nen.


Welche wissenschaftlichen Schwerpunkte gibt es?
Mi­kro­bio­lo­gie, Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie, Bio­geo­che­mie, Ozea­no­gra­phie
Es soll die Viel­fäl­tig­keit (Di­ver­si­tät) der mi­kro­bi­el­len Ge­mein­schaf­ten im Ober­flä­chen­was­ser des Nord­at­lan­tiks un­ter­sucht wer­den.

Manfred Schlösser
95 Meter lang und 19 Meter breit ist das eisgehende neue deutsche Forschungsschiff Maria S. Merian, das vom Bund, Mecklenburg-Vorpommern sowie zu kleineren Teilen Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen finanziert wurde.
(Bildquellle Leitstelle Meteor an der Universität Hamburg und dem Institut für Ostseeforschung Warnemünde.
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