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17.04.2013 Das Schick­sal der Wa­el­der

Das Schicksal der Wälder: Riesige Mengen Holzkohle enden im Ozean
 
Das Schicksal der Wälder: Riesige Mengen Holzkohle enden im Ozean

Ein in­ter­na­tio­na­les Team von Wis­sen­schaf­tern um Ru­dolf Jaf­fé von der Flo­ri­da In­ter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty in Mia­mi und Thors­ten Ditt­mar vom Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie ha­ben ein lang­jäh­ri­ges Rät­sel um das Schick­sal der Holz­koh­le in Bö­den ge­löst. Sie be­rich­ten im Wis­sen­schafts­ma­ga­zin Sci­ence über ihre Er­geb­nis­se.

Auf den ers­ten Blick ist es ein un­spek­ta­ku­lä­res The­ma, doch es geht ums Kli­ma. Mit die­sen neu­en Er­kennt­nis­sen kön­nen die For­scher das glo­ba­le Koh­len­stoff­bud­get bes­ser kal­ku­lie­ren und so­mit hel­fen, Kli­ma­fol­gen ab­zu­schät­zen und letzt­end­lich zu mil­dern. Bis­her wa­ren nur gro­be Schät­zun­gen über den Ver­bleib der Holz­koh­le im Bo­den mög­lich und wie sich jetzt her­aus­stellt, sind die meis­ten die­ser Schät­zun­gen falsch.
„Die meis­ten For­scher dach­ten, Holz­koh­le sei re­sis­tent und wür­den für im­mer im Bo­den ver­blei­ben. Aber wenn das so wäre, wä­ren die Bö­den schwarz“, sagt Jaf­fé.
Die in der Na­tur vor­kom­men­de Holz­koh­le ent­steht vor al­lem bei Wald­brän­den und en­det zum größ­ten Teil im Bo­den. Auch bei der Ver­bren­nung von fos­si­len Brenn­stof­fen und Bio­mas­se bleibt sie als Rück­stand üb­rig.
“Vom che­mi­schen Stand­punkt aus ge­se­hen hat­te nie­mand er­war­tet, dass sich Holz­koh­le in Was­ser lö­sen wür­de. Doch sie sam­melt sich eben nicht un­be­grenzt im Bo­den an, wie wir alle lan­ge dach­ten,” sagt Jaf­fé. „Re­gen­fäl­le mo­bi­li­sie­ren Holz­koh­le aus dem Bo­den und über Feucht­ge­bie­te und Flüs­se ge­langt sie schließ­lich in den Oze­an.“
Sein Kol­le­ge Thors­ten Ditt­mar, Lei­ter der Max-Planck-For­schungs­grup­pe für Ma­ri­ne Geo­che­mie an der Uni­ver­si­tät Ol­den­burg, forscht wie Jaf­fé schon lan­ge an die­sem The­ma, al­ler­dings aus Sicht ei­nes Mee­res­for­schers.
Thors­ten Ditt­mar er­klärt: “Un­ser ur­sprüng­li­cher An­satz lag im Oze­an. Doch um den Oze­an ver­ste­hen zu kön­nen, müs­sen wir auch die Pro­zes­se an Land ver­ste­hen, denn von dort­her kommt über die Flüs­se die or­ga­ni­sche Fracht. Des­halb hat un­ser in­ter­na­tio­na­les Team 174 Pro­ben aus Flüs­sen der gan­zen Welt wie dem Ama­zo­nas, dem Kon­go, dem Jang­tse, aber auch der Ark­tis ent­nom­men und den Ge­halt an ge­lös­ter Holz­koh­le be­stimmt. Wir wa­ren über­rascht, dass in al­len Pro­ben der Holz­koh­le­an­teil im­mer 10 % der Ge­samt­men­ge an ge­lös­ten or­ga­ni­schen Koh­len­stoff­ver­bin­dun­gen ent­sprach. Mit die­sem Wert ge­lang es uns dann, aus äl­te­ren wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en aus der Fracht an ge­lös­ten or­ga­ni­schen Ver­bin­dun­gen die glo­ba­le Holz­koh­le­fracht ab­zu­schät­zen.”

Zur Stu­die bei­ge­tra­gen ha­ben wei­te­re For­scher aus dem Ski­da­way In­sti­tu­te of Ocea­no­gra­phy in Geor­gia, dem Woods Hole Re­se­arch Cen­ter in Mas­sa­chu­setts, dem USDA Fo­rest Ser­vice und der Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki in Fin­land. Ihre Er­geb­nis­se las­sen den Schluss zu, dass Holz­koh­le es bis in die glo­ba­len Ge­wäs­ser schafft. Ditt­mar kom­men­tiert:” Mit un­se­rer Stu­die konn­ten wir zei­gen, dass Feu­er und Wald­brän­de zum glo­ba­len Koh­len­stoff­kreis­lauf da­zu­ge­hö­ren.”

Die­se Ent­de­ckung wir­ke sich auch auf das The­ma Bio­en­gi­nee­ring aus, sind sich die Au­to­ren si­cher. Das glo­ba­le Koh­len­stoff­bud­get setzt sich zu­sam­men aus den Ein­trä­gen aus koh­len­stoff­pro­du­zie­ren­den Quel­len (z. B. Pflan­zen) und den Ab­bau-pro­zes­sen, bei de­nen or­ga­ni­scher Koh­len­stoff in Koh­len­di­oxid um­ge­setzt wird. Für die Holz­koh­le in den Bö­den gel­te, dass die Holz­koh­le pro­du­zie­ren­den Pro­zes­se wie Wald­brän­de Schritt hal­ten mit dem Ab­trans­port ins Meer, sa­gen die Au­to­ren der Stu­die.
Waldbrand im borealen Nadelwald. (Foto Stefan Doerr, Swansea University). Rechts: Gemälde "Kaski" von Eero Järnefelt (1893). Das Bild gehört der Finnisschen National Art Gallery. "Kaski" ist das finnische Wort für Brandrodung, die seit mehr als 4 000 Jahren und bis zum 19 Jahrhundert praktiziert wurde. Die dabei entstehende Holzkohle endet im Boden.
Kritisch: Holzkohle als technischer Kohlenstoffspeicher und der Klimawandel

Wäh­rend die Kon­se­quen­zen des Holz­koh­le­ein­trags in die Ozea­ne für die Um­welt noch nicht be­kannt sind, be­to­nen die Au­to­ren, dass ihre Er­geb­nis­se in die Über­le­gun­gen zur tech­ni­schen Koh­len­stoffspei­che­rung ein­ge­hen soll­ten.
Koh­len­stoffspei­che­rung im Bo­den in Form von Bio­koh­le ist solch eine Tech­nik. Holz­koh­le aus Pflan­zen wird dem Bo­den bei­ge­mischt und soll so als Koh­len­stoffspei­cher die­nen. Da­her wei­sen Jaf­fé und Ditt­mar auf die Ge­fahr hin, dass die­se Holz­koh­le sich wie­der aus dem Bo­den löst. Bei­de For­scher wol­len in Zu­kunft wei­ter an die­sem Pro­jekt ar­bei­ten. Nach­dem sie jetzt ge­zeigt ha­ben, dass die Holz­koh­le aus dem Bo­den im Oze­an en­det, lau­tet nun die Fra­ge, wie die­ses pas­siert und wel­che Kon­se­quen­zen dies für die Um­welt hat. Je bes­ser man die­se Pro­zes­se ver­ste­he, des­to bes­ser sind die Chan­cen, eine op­ti­ma­le Tech­nik der Koh­len­stoffspei­che­rung ent­wi­ckeln zu kön­nen, mei­nen die Au­to­ren.

Weitere Informationen

Dr. Thors­ten Ditt­mar
Max-Planck-For­schungs­grup­pe Ma­ri­ne Geo­che­mie, In­sti­tut für Che­mie und Bio­lo­gie des Mee­res (ICBM), Carl-von-Os­sietz­ky-Stras­se 9-11
D-26129 Ol­den­burg, Tel.: 0441 798-3602, E-Mail: tditt­mar@mpi-bre­men.de

Dr. Jut­ta Nig­ge­mann
Max-Planck-For­schungs­grup­pe Ma­ri­ne Geo­che­mie, In­sti­tut für Che­mie und Bio­lo­gie des Mee­res (ICBM), Carl-von-Os­sietz­ky-Stras­se 9-11, D-26129 Ol­den­burg, Tel.: 0441 798-3365, E-Mail: jnig­ge­ma@mpi-bre­men.de


Pressesprecher

Dr. Man­fred Schlös­ser
Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie, Cel­si­us­stra­ße 1, D-28359 Bre­men, Tel.: 0421 2028-704, E-Mail: mschloes@mpi-bre­men.de

Originalveröffentlichung
Glo­bal Char­co­al Mo­bi­liza­t­i­on from Soils via Dis­so­lu­ti­on and Ri­veri­ne Trans­port to the Oce­ans
Ru­dolf Jaf­fé, Yan Ding, Jut­ta Nig­ge­mann, Ans­si V. Vähätalo, Aron Stub­bins, Ro­bert G.M. Spen­cer, John Camp­bell, Thors­ten Ditt­mar. Sci­ence 2013. DOI: 10.1126/​sci­ence.1231476

Beteiligte Institute
Sou­theast En­vi­ron­men­tal Re­se­arch Cen­ter (SERC), and De­part­ment
of Che­mis­try and Bio­che­mis­try, Flo­ri­da In­ter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty (FIU),
Mia­mi, FL 33199, USA.

Max Planck Re­se­arch Group for Ma­ri­ne Geo­che­mis­try, In­sti­tu­te for Che­mis­try and Bio­lo­gy of the Ma­ri­ne En­vi­ron­ment, Uni­ver­si­tyOl­den­burg,
D-29129 Ol­den­burg, Ger­ma­ny.

De­part­ment of En­vi­ron­men­tal Sci­ence, Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki, 00014 Hel­sin­ki, Fin­land.

De­part­ment of Bio­lo­gi­cal and En­vi­ron­men­tal Sci­ence, Uni­ver­si­ty of Jy­väs­ky­lä,
40500 Jy­väs­ky­lä, Fin­land

Ski­da­way In­sti­tu­te of Ocea­no­gra­phy, 10 Oce­an Sci­ence Cir­cle, Sa­van­nah, GA 31411, USA.

Woods Hole Re­se­arch Cen­ter, 149 Woods Hole Road, Fal­mouth,
MA 02540, USA.
U.S. De­part­ment of Agri­cul­tu­re Fo­rest Ser­vice, Nort­hern Re­se­arch Sta­ti­on, Durham, NH 03824, USA.
 
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