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Katharina Kitzinger erhält Reimar-Lüst-Stipendium
Kitzinger war es in ihrer Doktorarbeit gelungen, einige lange ungelöste Rätsel in einem Schlüsselprozess des Stickstoffkreislaufs, der Nitrifikation, zu lösen. Vor Kitzingers Forschung war unklar, wie Ammoniak oxidierende Archaeen eine der häufigsten mikrobiellen Gruppen auf der Erde sein können, obwohl sie auf das in der Umwelt weitgehend fehlende Ammonium angewiesen sind. Kitzinger hat gezeigt, dass diese Archaeen anstelle von Ammonium organische Stickstoffverbindungen, die in der Umwelt häufig vorkommen, nutzen können.
Darüber hinaus erforschte sie, wie die Oxidation von marinem Ammoniak und Nitrit ausgeglichen sein kann, obwohl Ammoniak oxidierende Archaeen weitaus häufiger sind als Nitrit-Oxidierer. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Nitrit-Oxidierer zwar schneller wachsen, gleichzeitig aber eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen, wodurch ihre Anzahl im Ozean vergleichsweise niedrig bleibt. Für ihre herausragenden Forschungsergebnisse hat Kitzinger bereits den MARUM-Forschungspreis und den Briese-Preis für Meeresforschung erhalten.
In den kommenden zwei Jahren wird die Nachwuchswissenschaftlerin ihre Forschung an Nitrifikation und der Nutzung organischer Stickstoffverbindungen durch Nitrifikanten weiter vertiefen. Zusätzlich nimmt sie so genannte tote Zonen im Meer in den Blick, also Bereiche, in denen Sauerstoff gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen vorkommt. Unter anderem im Zusammenhang mit dem steigenden Nährstoff-Eintrag aus Flüssen in die Meere breiten sich diese toten Zonen aus. Kitzinger wird in diesen Systemen auf Einzelzell-Ebene untersuchen, ob Anammox-Bakterien, die unter anaeroben Bedingungen Ammonium zu Luftstickstoff oxidieren, auch organische Stickstoffverbindungen als Energiequelle nutzen können.
Das Reimar-Lüst-Stipendium wird seit 1983 vergeben. Verliehen wird es einmal im Jahr an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die aufgrund ihrer herausragenden Leistungen besonders gefördert werden sollen. Die Gelder stammen aus den Erträgen einer Stiftung, die anlässlich des 60. Geburtstags von Reimar Lüst, einem früheren Präsidenten der MPG, von deutschen Wirtschaftsunternehmen gegründet wurde.
Über die Stipendiatin:
Dr. Katharina Kitzinger (Jahrgang 1989) befasste sich bereits während ihres Bachelor- und des Master-Studiums an der Universität Wien (2009 – 2015) mit Fragen rings um die Physiologie von nitrifizierenden Mikroorganismen. Für ihre Promotionsarbeit (2015 – 2019) am Max-Planck-Institut (MPI) für Marine Mikrobiologie, die gemeinsam von den Geowissenschaften an der Universität Bremen und der Fakultät für Lebenswissenschaften an der Universität Wien getragen wurde, untersuchte Kitzinger dann Nitrifikation im Meer und arbeitete dafür hauptsächlich in Bremen. Im August 2019 schloss sie ihre Doktorarbeit ab.
Originaltitel: „In Situ Growth and Organic Nitrogen Utilization by the Main Nitrifiers in the Ocean“
Note: 1 mit Auszeichnung („summa cum laude“)
Betreuer: Prof. Dr. Marcel Kuypers (Direktor des MPI für Marine Mikrobiologie & Kooperationsprofessor für Biogeochemie, Universität Bremen), Prof. Dr. Michael Wagner (Direktor des Zentrums für Mikrobiologie und Umweltwissenschaft, Universität Wien).
Seit September 2019 ist Katharina Kitzinger Post-Doc am MPI Bremen in der Abteilung Biogeochemie.